8.März
Zu Beginn eine Triggerwarnung!
Im folgenden Text wird das Thema Trauma und Patriarchat thematisiert.
Anti Patriarchats Tag
Diejenigen, welche mir schon länger folgen wissen, wie wichtig mir die Transparenz der patriarchalen Strukturen ist. Wie wichtig es mir ist, darüber zu sprechen, was das Patriarchat uns ALLEN zufügt. Damit meine ich wirklich alle, ob gelesene Frau oder gelesener Mann, sowie Menschen, welche sich nicht in das binäre Geschlechtssystem einordnen lassen.
Es war mir ein Wunsch für euch zum heutigen Tag einen wirklich guten Text, ein fesselndes Bild zu haben, doch das fällt mir derzeit sehr schwer. Denn ich arbeite im Moment sehr nah an meinem Trauma. An der Reflektion davon, was passiert ist und erneut daran, wie ich konditioniert worden bin und was dies für Auswirkungen auf mein Leben heute hat. (Ich bin müde davon, doch ich weiß, dass es manchmal nicht anders geht, wenn ich weiter kommen möchte.) Dies hat einen bestimmten Auslöser. Im Moment habe ich sehr viel Kontakt zu einem Mann, welcher mir sehr viel mit seinem alltäglichen, für ihn selbstverständlichem Handeln aufzeigt. Eigenschaften, Werte und Situationen, welche ich mir mit einem männlichen Gegenüber so lange schon gewünscht habe zu teilen, teile ich derzeit. Doch das hört sich einfacher und schöner an, als es ist. Denn ich bin vieles davon nicht gewohnt und daher, macht es mir manchmal Angst oder bereitet mir ungewohnte Gefühle. (Bsp: Ist man es nicht gewohnt Liebe ohne weiteres gezeigt zu bekommen, fühlt es sich evtl. erstmal nicht ehrlich verdient an, tritt dies ein. Gemischte Gefühle treten auf.) Ich bin anders programmiert. Das, was mich traumarisiert und geprägt hat tritt deutlicher denn je zum Vorschein, bin ich bereit das zu leben, was ich mir gewünscht habe und im eigenen Urteilsvermögen gesund ist. Mich neu zu programmieren und andauernd zu reflektieren warum ich so empfinde, braucht sehr viel Zeit und Mut. Denn dort komme ich wieder zum Anfang zurück. Ich blicke auf das Trauma. Das ist anstrengend, grenzüberschreitend, ich setzte mich selbst meinem größten Monster entgegen. Es ist in mir. Die gewaltvolle Stimme aus dem Außen von früher, ist zum Teil zu meiner eigenen inneren Stimme geworden, welche mich quält. Doch das passt wie ich finde ganz gut zu dem heutigen Tag!
Das Patriarchat löst Traumata aus. Und es ist schwer, verdammt schwer genauer hinzusehen. Denn es ist schmerzhaft. Es kann schmerzhaft und Scham behaftet als ehemaliger Täter, sowie als Opfer sein. Wie gesagt, wir leiden alle darunter. Und ich halte in meinen Gedanken in diesem Moment die Hände meiner Schwestern. Sehe sie, in ihrer weiblichen Schönheit. Und bekomme Magenschmerzen, wenn ich daran denke, wie viel Leid ihnen zum Teil aufgrund dessen schon zugefügt worden ist. Wie viele starke Menschen heute aufstehen und von so viel schmerzhaftem erzählen. Um etwas zu verändern, lassen sie ihre Stimme die Erinnerungen, Erfahrungen aussprechen. So viele von ihnen tragen eine Stärke in sich, um welche sie nie gebeten haben. Sie wächst in einem, übersteht man etwas, was man sich für sich selbst nie wünschen würde. In unserer Gesellschaft ist Stärke als etwas durchweg positives kategorisiert. Doch ich fände es viel schöner, wenn wir die Stärke gar nicht aufbauen müssten. Wenn wir darauf verzichten könnten. Schade und traurig, dass wir sie brauchen! Ich zeige dennoch nicht mit dem Finger auf alle cis Männer, obwohl das manchmal, nach so viel geteiltem Leid und den Strukturen in welchen wir uns befinden, nicht leicht ist. Ich sehe vor meinem inneren Auge auch verletzte Männer, welche zu mir kommen und endlich mal weinen können, was sie eine Ewigkeit nicht mehr getan haben, da man es ihnen genommen hat. Man hat ihnen den Raum genommen Emotionen auszudrücken, zuzulassen, zu besprechen und damit auch die Möglichkeit diese richtig zu verarbeiten. Die Verbindung zu sich selbst wahrzunehmen. Man hat sie ihrer Nahbarkeit beraubt. Sie mit Einsamkeit gestraft. Das ist keine Rechtfertigung für das, was passiert. Sexuelle Übergriffe, Gewalt, Unterdrückung und so viel! Doch ich bin müde. Ich bin eine Frau und patriarchale Systeme sind als Frau schwer zu durchbrechen. Denn Männer, welche in patriarchalen Mustern denken, hören mir nicht zu. Sie wollen es nicht sehen und ruhen sich auf Privilegien, welche ihnen einzig und allein aufgrund ihres Geschlechts Macht geben, aus. Ich glaube die schönste Blume an dem heutigen Tag wäre für mich, dass rein sehen in dich selbst. Was ist da? Das sprechen mit anderen über Missstände. Vor allem als cis Mann. Denn du hast ein Gehör dort, wo ich keines mehr habe. Der Weg in die Eigenerziehung ist schwer, sich umzuprogrammieren meist kein glanzreicher. Es geht darum in sich selbst alles zu sortieren. Auszumisten. Und manchmal sieht es zwischenzeitlich chaotischer aus, als davor. Wenn alte Strukturen weg brechen kann es schwer sein, neue Wege für sich selbst zu bauen. Es ist wichtig, dass nicht nur Frauen und Menschen mit dem dritten Geschlecht über Vergangenes sprechen und cis Männer nicht nur Blumen schenken. Und hoffentlich haben wir auch irgendwann nicht mehr die klare Linie, welche bei Mann und Frau aufhört. Uns vor schreibt, wen wir zu lieben, was wir zu tun und zu lassen haben. Uns nicht in den individuellen Unterschieden sehen lässt, sondern beim Cover entscheidet, wer wir sind. Welche Bedürfnisse wir haben. Es ist wichtig hinzusehen und noch wichtiger ist es, zuzuhören. Gemeinsam. Zuzuhören. Was passiert um uns herum, was passiert in mir? Allein Frauen oder Menschen, welche nicht in das binäre Geschlechtssystem einzuordnen sind, werden das Patriarchat nicht brechen können. Es geht um ein gemeinschaftliches Umdenken, um etwas verändern zu können. Meine Stimme aus dem Off, hat nicht ausschließlich etwas mit dem patriarchalen Problem zu tun. Doch das Patriarchat schafft Trauma. Und Trauma, ist nicht dann vorbei, ist die traumatisierende Situation vorüber. Trauma, begleitet lange. Man begegnet ihm immer wieder, auf der Arbeit, in Partnerschaften, in Freundschaften, beim alleine sein, usw. Es ist wichtig zu reflektieren. Warum denke ich dies oder jenes? Um Trauma nicht weiter zu geben. Und um endlich freier leben und lieben zu können. Ich wünsche mir für die nächste Generation, keine so Patriarchat geprägte innere Stimme.
Ps: Ich habe heute die Idee der Namensänderung von: Weltfrauen auf: Anti Patriarchats Tag, gelesen. Und ich finde das richtig gut! Denn dieser Tag heute geht nicht nur Frauen etwas an. Es sollte deutlich werden, für was dieser Tag steht.
Geschrieben von: Sandra Siebert
Instagram: Spacehuman_earthchild
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